Heute vor 200 Jahren, am 28. November 1820 wurde Friedrich Engels, kommunistischer Revolutionär, Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Historiker und Journalist in Barmen in Wuppertal geboren. Wir sagen: herzlichen Glückwunsch, Genosse!
Heute vor 200 Jahren, am 28. November 1820 wurde Friedrich Engels, kommunistischer Revolutionär, Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Historiker und Journalist in Barmen in Wuppertal geboren.
Wir Gedenken heute Engels, da er als Weggefährte von Karl Marx grundlegende Beiträge zum Marxismus mitverfasst hat und auch ganz praktisch für den Kommunismus kämpfte: Er beteiligte sich an den Arbeitskämpfen der englischen Arbeiter*innenbewegung in den 1840er Jahren. Engels ist, zusammen mit Marx, der Begründer des Wissenschaftlichen Sozialismus.
Geschichte ist ein dynamischer Prozess: Marx und Engels haben viele Theoretiker*innen und Bewegungen stark beeinflusst, die wiederum andere Denker*innen beeinflussten. Ohne Marx und Engels wären die Ideen von Luxemburg und Liebknecht über Gramsci bis hin zu Öcalan oder der Frankfurter Schule nicht so wie wir sie heute kennen. Und auch unsere Sicht auf die Welt wäre ziemlich sicher eine andere, hätte es die beiden nicht gegeben.
Die Broschüre „Sozialist werden“ von Michael Brie, herausgegeben von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, erschien anlässlich des 200. Geburtstages des kommunistischen Revolutionärs. Wir können die Broschüre all jenen ans Herz legen, die Interesse haben, sich mit der Entwicklung und dem wirken des jungen Engels auseinander zusetzen. In den einleitenden Worten der Broschüre heißt es:
Während der 200. Geburtstag von Marx 2018 fast wie ein bundesdeutscher Staatsfeiertag begangen worden ist und weltweit Konferenzen stattfanden, werden die Feierlichkeiten zu Engels’ 200. Geburtstag am 28. November 2020 aller Voraussicht nach bescheidener ausfallen. In einem Brief an seinen Freund und Mitstreiter Johann Philipp Becker schrieb Engels 1884 über sich: «Ich habe mein Leben lang das getan, wozu ich gemacht war, nämlich zweite Violine [zu] spielen, und glaube auch, meine Sache ganz passabel gemacht zu haben. Und ich war froh, so eine famose erste Violine zu haben wie Marx.» (MEW 36: 218) Mit diesem Bild führt uns Engels bewusst in die Irre. Marx und er spielten im Duett; und mal war es Engels, mal Marx, der Ton und Rhythmus vorgab.
Anliegen des vorliegenden Essays ist es, dem lernenden Engels zuzusehen, jenem Engels, der nach England ging, um die neue Welt des Industriekapitalismus zu verstehen und kommunistischer Revolutionär zu werden. Von Engels kann man lernen zu lernen. Das Wie seines auf praktisches Eingreifen zielenden Erkenntnisprozesses ist für uns heute wichtiger als das Was seiner Resultate.
Der folgende Essay spürt dem faszinierenden Solisten Engels im Konzert mit den vielen Sozialisten seiner Zeit nach, bevor er sich zum Teil der «Partei Marx» gemacht hat. Engels’ 200. Geburtstag könnte Anlass sein, ihn aus dem Schatten von Marx herauszuholen, die Tendenz zu überwinden, ihn zur Zweitklassigkeit zu degradieren. Ein preußischer Agent hatte völlig recht, als er in den 1850er Jahren in einem Bericht nach Berlin von der «Partei Marx Engels» schrieb. An jeden von beiden sind je eigene Maßstäbe anzulegen. Politisch wie intellektuell bildeten Marx und Engels eine Einheit – der Unterschiedenen: Nur zusammen, ohne Wenn und Aber, nur zusammen haben sie weltgeschichtliche Wirkung entfaltet. Bis heute: «So paradox es auf den ersten Blick erscheinen mag: Marx’ und Engels’ historische Kontextualisierung, ihre konsequente Zurückstellung in ihre Voraussetzungen, Zusammenhänge und zeitgenössischen Diskurse ermöglichen eine Diskussion über Potenziale, die sie und ihre Zeit aus heutiger Sicht aktuell halten.»